SOZIALWERK Die erste unabhängige Darstellung über den bekannten Schweizer Arzt

NZZ am Sonntag, 04. November 2007

Der Fall Guido Zäch als Wirtschaftskrimi

Von Markus Häfliger

In nur zwei Jahren ist es das dritte Buch über Guido A Zäch – und das erste, das sich zu lesen lohnt. Das erste Buch «Für immer und ewig?» von Balz Theus war eine Streitschrift in Zächs Strafprozess. Auch Trudi von Fellenberg-Bitzis Heiligendarstellung «Guido A.Zäch – ohne Wenn und Aber» wurde von Zächs Paraplegikerstiftung finanziert. Peter Zihlmann ist nun der erste unabhängige Autor, der sich der Figur Guido A. Zäch annimmt.
Sein Wirtschaftskrimi erzählt den Aufstieg des berühmtesten Schweizer Arztes – von seinen Anfängen in Basel bis zum Bau des Paraplegikerzentrums in Nottwil. Zäch wird geschildert als Macher und Visionär, der eine Milliarde Franken für die Querschnittgelähmten sammelt, mit der Zeit aber immer selbstherrlicher wird. Wie er sich mit der Paraplegikerstiftung ein Reich erschafft, in dem er fast ohne Kontrolle schaltet und waltet. Zihlmann korrigiert auch das Bild, wonach der Strafprozess Zäch ohne Vorwarnung getroffen habe: Mehrere Mitstreiter hatten intern jahrelang für Machtbeschränkung gekämpft – vergeblich. Diese Vorgänge, Zächs Vetternwirtschaft und seine Tobsuchtsanfälle sind vielfach belegt mit Sitzungsprotokollen und Zeugenaussagen. Schade nur, dass Zihlmann die Fakten immer wieder mit blumigen Vergleichen aus der griechischen Mythologie vermischt.
Im zweiten Teil nimmt Zihlmann einen seltsamen Perspektivenwechsel vor: Aus dem Machtmenschen wird das Justizopfer Zäch, das keine Chance auf ein gerechtes Urteil hat und wegen Veruntreuung verurteilt wird. Zwar weist der Autor zu Recht auf Widersprüche in der Argumentation der Justiz hin. Doch schwingen hier auch Ressentiments mit, die mit Zihlmanns beruflicher Karriere als Basler Anwalt und Richter zusammenhängen dürften. «Wohltäter oder Täter?» – so der Untertitel. Trotz einigen Schwächen erlaubt das Buch dem Leser, sich ein eigenes Urteil zu bilden.