Rezension: Peter Zihlmann, Justiz im Irrtum

Richterzeitung «Justice – Justiz – Giustizia» (01/2008)

Der Autor berichtet über Strafprozesse wie den Mordfall Zwahlen, die Wirtschaftsstraffälle Werner K. Rey und Plumey oder den Spionagefall Nyffenegger und auch über die sogenannte «Basler Justizaffäre».

[Rz 1] Peter Zihlmann (70) war während Jahrzehnten Strafverteidiger, darüber hinaus auch nebenamtlicher Gerichtspräsident in Basel.2 Er ist Verfasser von juristischen Fachpublikationen, Tatsachenromanen und Justizromanen. Mit seinem Buch «Justiz im Irrtum» zeigt der Autor Unzulänglichkeiten der hiesigen (schweizerischen) Justiz auf. Reichlich ausgestattet mit jahrzehntelanger Anwaltserfahrung, Strafverteidiger von Prominenten und weniger bekannten, kleinen Leuten sowie Verteidiger in komplexen Wirtschaftsstraffällen, zeigt Zihlmann Missstände in der Justiz auf. In der Schweiz werde zu schnell verhaftet, die Untersuchungshaft würde viel zu lange dauern, das Strafmass bei Wirtschaftskriminellen sei zu hoch und bei Gewalttätern zu gering. Es stelle sich überhaupt die Frage, ob es denn eine gerechte Strafe gebe (geben könne).

[Rz 2] Zihlmann kommt in seinen Thesen zum Schluss, dass es der grösste Irrtum der Justiz sei, Strafe für gerecht zu halten. Zudem sei in den letzten 50 Jahren das Strafrecht weit über seine Ufer getreten, ohne auch nur ansatzweise zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme beizutragen. Und er schliesst seine Ausführungen mit dem Aufruf: «Was wir brauchen sind nicht mehr Strafgesetze, sondern mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität» (S. 255).

[Rz 3] Hier liegt ein lesenswertes Buch vor. Man mag das eine oder andere als überzeichnet oder atypisch betrachten – aufs Ganze gesehen aber, macht dieses Werk nachdenklich; und es mag zur notwendigen Auto-Reflexion eines jeden in der Justiz Tätigen beitragen.

Stephan Gass