«Aufgefallen»

Plädoyer 4/11, 22. August 2011

Peter Zihlmann, 73, langjähriger Advokat und Richter in Basel, sinniert in seinem neusten Buch über die Justiz und die Medien. «Der Richter und das Mädchen» soll laut Klappentext aufzeigen, «wie Richter funktionieren und Recht und Gerechtigkeit hergestellt werden». Der gut hundertseitige, im Berner Stämpfli-Verlag erschienene Text enthält einen Monolog eines Kandidaten für das Amt des Bundesgerichtspräsidenten, gehalten gegenüber einem Journalisten, der ihn interviewen wollte. Dieser wird mit dem Denken eines erfahrenen Gerichtspräsidenten konfrontiert, der die Unmöglichkeit des gerechten Richtens erkannt hat. Zihlmann philosophiert in Gestalt seiner Kunstfigur nicht nur über Recht und Gerechtigkeit, Recht und Macht, sondern will auch möglichst alle aktuellen Themen – vom Ende der Unschuldsvermutung über den Druck der Medien bis zur ­Technokratisierung der Justiz – zwischen zwei Buchdeckel bringen. Schwachpunkt des Œuvres ist die Methode des Autors: Zihlmann bedient sich bei realen Vorgängen wie etwa der Schubarth-Spuckaffäre oder dem Kachelmann-Prozess – aber dem Leser wird die Grenze zwischen Realität und Fiktion nie ganz klar. Doch das scheint so gewollt zu sein. Auf Zihlmanns Homepage heisst es: «Das Buch ist wahr, wie es nur Fiktion sein kann.» res