Nach SF-Doku
Zuschauer setzen sich für Ausgewiesene ein
Baslerstab 10.09.2008
BASEL – Die Situation wurde als hoffnungslos abgestempelt. Jetzt bekommt der Basler Polizeichef Briefe vom engagierten TV-Publikum.
von Simone Morger
Die SF-Doku über das Schicksal von Salihe P. (47) und ihrer Familie hat die halbe Schweiz bewegt. Die Basler Kosovarin hat im April 2000 den Ehemann ihrer Tochter erschossen. Nach einer Gefängnisstrafe wurde Salihe P. von der Fremdenpolizei in den Kosovo ausgeschafft – obwohl das Basler Strafgericht ausdrücklich davon abgesehen hat.
Die TV-Dokumentation, die im Rahmen der SF-Sommerserie «Wenn Frauen töten» am 4. August gezeigt worden ist, löste Reaktionen aus. Dutzende Zuschauer schrieben E-Mails und Briefe an das Schweizer Fernsehen und an den Basler Anwalt Peter Zihlmann, der über den Fall ein Buch geschrieben und bei der Doku mitgearbeitet hat. Das hat Zihlmann dazu bewogen, einen Brief an den Basler Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass zu schreiben. Er fordert Gass auf, Salihe P. die Wiedereinreise zu gestatten. Denn: «Das ist ein Skandal, eine Schande für die Schweiz!»
«Neu beurteilen»
«Wir haben bisher sieben Briefe erhalten», sagt Klaus Mannhart, Sprecher des Sicherheitsdepartements. Sechsmal wurde Zihlmanns Brief übernommen, einer wurde selbst formuliert. Gass will dazu noch keine Stellung nehmen. «Wir warten weitere Reaktionen ab», sagt Mannhart. Und verspricht aber bereits: «Wir werden den Fall mit allen Involvierten noch einmal beurteilen.» Einer Familie aus dem deutschen Grenzgebiet sind Worte allerdings nicht genug. Nachdem sie die Doku am Samstag auf 3sat gesehen hatte, erklärte sie sich bereit, Salihe P. bei sich aufzunehmen.