Richter im Spiegel der Dichter

«Justice – Justiz – Giustizia» 2022/4

Der Autor sucht in der westlichen Weltliteratur der letzten 250 Jahre nach Werken, die sich mit Richtern befassen. Wie sehen Dichter Richter? Was für Bilder entwerfen sie von ihnen? Er hebt aus rund einem Dutzend Werken die Bilder von Richtern hervor, die sich darin spiegeln. Er analysiert sie und setzt sie zueinander in Beziehung. Da bald klar wird, dass die verschiedenen Porträts von Richtern nicht zu einer Eloge auf den Richterstand taugen, dürfen sich die Lesenden auf einige Überraschungen oder Wiederentdeckungen gefasst machen. Denken Sie nur schon an das Clownsgesicht des Dorfrichters Adam in Kleists Lustspiel. Der nachfolgende Text stellt die Frage: Was sagen uns diese Richterbilder, wenn wir sie in uns aufnehmen und auf uns wirken lassen vor dem Hintergrund unserer Rechtskultur? 

1. Sich wandelnde Richterbilder

[1]

Das wohl älteste, stärkste und positiv besetzte Richterbild unserer Kultur ist jenes des jüdischen Königs Salomon, der uns auch in zahlreichen Gemälden vergangener Jahrhunderte entgegentritt: Der Richter, in der erhobenen Hand das Baby kopfüber und in der gesenkten, das Schwert haltend. Ich erblicke darin weniger einen besonders gerechten Richter als vielmehr einen guten Menschenkenner, der die Wahrheit über die Zugehörigkeit des überlebenden Babys durch eine List – seine Drohung der Teilung des Neugeborenen durch das Richtschwert – aus der geängstigten Mutter hervorwürgte.

[2]

Es war Bertold Brecht vorbehalten, dieses Schreckensbild und seine Wahrheit in seinem 1953 veröffentlichten Werk «Der Augsburger Kreidekreis» durch das Vorrecht der sozialen Mutter zu ersetzen und abzumildern. Das Wiegenkind war während des Dreissigjährigen Kriegs von der biologischen Mutter verlassen und von deren Magd Anna während mehr als einem Jahrzehnt wie ihr eigenes aufgezogen worden. Die biologische Mutter forderte vor Gericht ihr Kind von der Magd zurück. Beide Frauen logen vor Gericht. Die biologische Mutter gab an, sie habe das Kind der Magd anvertraut. Diese gab vor, es sei ihr eigenes Kind. Richter Dollinger, ein Choleriker, hielt den Frauen eine Standpauke über das Lügen vor Gericht. Der Text fährt fort:

«Dann machte er eine lange Pause und zeigte alle Anzeichen der Ratlosigkeit, sich umblickend, als erwarte er von irgendeiner Seite her einen Vorschlag, wie man zu einem Schluss kommen kann. Die Leute sahen sich verblüfft an und einige reckten die Hälse, um einen Blick auf den hilflosen Richter zu erwischen.»

[3]

In diesem Zustand der ärgerlichen Ratlosigkeit hiess Richter Dollinger den Gerichtsdiener einen Kreidekreis für drei Personen auf den Boden zu zeichnen und das Kind hineinzustellen. Er forderte die Streitenden auf, das Kind aus dem Kreis zu ziehen und auf ihre Seite zu bringen: «Die von euch die stärkere Liebe hat, wird auch mit der grösseren Kraft ziehen Auch dies ein kleiner Kniff! Die soziale Mutter, die Magd liess das Kind sogleich los aus Furcht, es könne Schaden leiden. Des Richters Urteil mit einem Augenzwinkern verkündet:

«‹Und somit wissen wir, wer die rechte Mutter ist. Nehmt der Sch***** das Kind weg. Sie würde es kalten Herzens in Stücke reissen.› Und er nickte Anna zu und ging schnell aus dem Saal, zu seinem Frühstück.»

[4]

Diese beiden grundverschiedenen Richterbilder zeigen exemplarisch den Wandel der Zeiten und Auffassungen, während die Probleme, mit denen Richter sich herumzuschlagen haben, sich wenig verändern. In den nachfolgend ausgewählten Bildern werden die unterschiedlichsten Wahrheiten, Erkenntnisse und Fragen über Richter in dichterischer Form gespiegelt. Wie in einem Spiegel, der in tausend Splitter zersprungen ist.1 Die Wahrheit ergibt sich daraus nicht.

2. Der fatale Richter

[5]

Das Frühwerk von Friedrich Schiller «Der Verbrecher aus verlorener Ehre», das als «wahre Geschichte» untertitelt ist und ursprünglich im Jahr 1786 unter der Überschrift «Verbrecher aus Infamie» erschien, schildert den sozialen Abstieg des vom Sonnenwirt verstossenen Sohnes Wolf. Der Abstieg erfolgte in zwei Stufen. Wolf, ein Taglöhner, wurde Wilddieb. Rückfällig geworden, stand er wieder vor den Richtern. In Schillers Worten:

«Der doppelte Rückfall hatte seine Verschuldung erschwert. Die Richter sahen in das Buch der Gesetze, aber nicht einer in die Gemütsverfassung des Beklagten. Das Mandat gegen die Wilddiebe bedurfte einer solemnen und exemplarischen Genugtuung, und Wolf ward verurteilt, das Zeichen des Galgens auf den Rücken gebrannt, drei Jahre auf der Festung zu arbeiten.»

[6]

Die Wendung zum Bösen in Wolfs Leben wird durch Urteil und Strafvollzug vorgezeichnet. Wolf sonderte sich im Strafvollzug ab von den übrigen zwei Dutzend Mördern, Dieben und Vagabunden, die mit ihm in der Gemeinschaftszelle eingesperrt waren. Um seine innere Einsamkeit zu überwinden, hätte er ein Geschöpf gebraucht, schreibt Schiller, aber «die Barbarei meiner Wärter hatte mir auch meinen Hund abgeschlagen». Seiner Ehre verlustig und getrennt vom guten Leben, begann er seine berufsmässige Verbrecherkarriere. Er betrachtete sich «als der Märtyrer des natürlichen Rechts und als Schlachtopfer der Gesetze».

[7]

Die Festung betrat er als Verirrter und verliess sie als Lotterbube, fügt Schiller an.

[8]

Wieder frei, erschoss Wolf seinen Nebenbuhler und schloss sich einer Räuberbande an. Als der Fürst öffentlich Begnadigung als Belohnung für Wolfs Ergreifung zugesichert hat, packt diesen die Todesangst. Er entschliesst sich zur Umkehr. Drei Mal richtet er eine Bittschrift an den Landesherrn: «Es ist Gnade, um was ich flehe», schreibt er, bringt aber gleichzeitig eine deutliche Kritik am früheren Urteil an:

«Doch an etwas darf ich meinen Richter erinnern. Die Zeitrechnung meiner Verbrechen fängt mit dem Urteilspruch an, der mich auf immer um meine Ehre brachte. Wäre mir damals die Billigkeit minder versagt worden, so würde ich jetzt vielleicht keiner Gnade bedürfen. Lassen sie Gnade für Recht ergehen, mein Fürst!»

[9]

Alles vergeblich. Er wird festgenommen und kommt vor den Richter. Dieser herrscht ihn an: «Wer seid Ihr?» Der Räuber gibt trocken zurück«Ein Mann, der entschlossen ist, auf keine Frage zu antworten, bis man sie höflicher einrichtet Der Richter wechselt daraufhin zur Höflichkeitsform. Erst als der Richter mit seinem nachfolgenden «Verzeihen Sie!» von seinem Piedestal heruntergestiegen war und ihm die Hand gereicht und ihm zudem eine viertelstündige Off-the-record-Unterredung gewährt hatte, vertraute der Räuber dem «edlen Richter» und legte ein Geständnis ab und lüftete das Geheimnis seiner Identität: «Ich bin der Sonnenwirt.» – Unvermittelt bricht an dieser Stelle die Erzählung ab.

[10]

Das Werk deutet darauf hin, wie wichtig es ist, vor Gericht einem jeden Respekt entgegenzubringen und mit allen den Dialog auf Augenhöhe zu führen. Insgesamt zeugt das kleine Werk von der idealistischen und verständnisvollen Einstellung des Dichters selbst gegenüber den von der Gesellschaft Verworfenen. Die Erzählung gilt als die erste Kriminalgeschichte in der deutschen Literatur. Sie enthält unter ihrer glatten klassischen Oberfläche eine radikale Justizkritik. Sie zeigt das Urteil als Fluch, der sich dann im Strafvollzug zerstörerisch über dem Verurteilten entfaltet. Dass dem Verurteilten das Zeichen des Galgens auf den Rücken eingebrannt wird, wirkt wie eine Präfiguration der Erzählung «Die Strafkolonie» von Franz Kafka, wo das Urteil blutig in den Körper des Verurteilten eingeschrieben wird, so dass dieser elendiglich stirbt. Diese Sicht ist in nuce bereits vorhanden.

3. Der von Michael Kohlhaas herausgeforderte Richter

[11]

Diese Erzählung von Heinrich von Kleist mit historischem Hintergrund2 aus dem 16. Jahrhundert ist von einer Wucht, Grösse und Komplexität, die auch jeden Juristen in ihren Bann zieht3. In ihr steht der Rechtsucher Michael Kohlhaas im Vordergrund des erzählerischen Interesses, ein brandenburgischer Pferdehändler. Der arrogante Junker Wenzel von Tronka entzog Kohlhaas rechtswidrig dessen beide Rappen unter dem Vorwand einer Wegzollerhebung. Unter Einsatz all seiner finanziellen und seelischen Kräfte versucht Kohlhaas, sich auf dem Rechtsweg Genugtuung zu verschaffen. Er geht ganz selbstverständlich davon aus, dass er in einer gerechten politischen Welt lebt und die Kurfürsten für die Einhaltung und Durchsetzung der Gesetze sorgen.4 Er wendet sich mit verschiedenen Rechtsmitteln an alle möglichen Instanzen. Vergeblich. Seine erste Klage wird «auf eine höhere Insinuation» vom Gericht in Dresden niedergeschlagen, obwohl sie gerechtfertigt war. Sein Gegner, ein «Edelmann», hat die einflussreicheren Beziehungen zum Hof. In seiner zweiten Klage wird er vom Gericht in einer Resolution als «Querulant»5 bezeichnet; «Er möge ‹die Staatskanzlei aber, auf jeden Fall, mit solchen Plackereien und Stänkereien verschonen.›» Die Kammergerichte haben sich aus dem höfischen Beziehungsnetz offenbar noch nicht herausgelöst.

[12]

Solche Rechtsbeugung und Rechtsverweigerung und sein unbändiger, ausschweifender Gerechtigkeitssinn trieben Kohlhaas in die Rebellion. Es schmerzte ihn, «die Welt in einer so ungeheuren Unordnung zu erblicken.» Auf was er nun sinnt, ist mehr als nur unerlaubte Selbsthilfe. Kleist stellt uns seine Titelfigur einleitend als einen «der rechtschaffensten und furchtbarsten Menschen seiner Zeit» vor. Sein Rechtsgefühl soll einer Goldwaage geglichen haben. Auf dem überlangen Weg zu seinem Recht verliert der Rechtsucher alles: Seinen gesamten Besitz, vor allem auch die innere Distanz zu seiner Rechtssache und dadurch auch den Glauben an die Justiz. Schliesslich verliert er durch einen Unfall seine ihn unterstützende Frau Lisbeth. Jetzt verfällt er vollends seinem Rachedurst und verfolgt seinen Prozessgegner bis aufs Blut. Er verlangt durch öffentlichen Aushang die Auslieferung des Junkers unter der Drohung der Brandschatzung. Er begeht Landfriedensbruch, durch den viele Unschuldige zu Tode kommen. Er erpresst von den verängstigten Dorfbewohnern eine Gefolgschaft, die zeitweise auf mehrere hundert Mann anschwillt. Dabei wird er von einer Grandiosität ergriffen, die nach modern-psychiatrischer Diagnostik wahrscheinlich unter den Begriff der narzisstischen Persönlichkeitsstörung6 fallen würde. Er bezeichnet sich als ein «Reichs- und Weltfreier, Gott allein unterworfener Herr». Seine Mandate, eine Art Fehdebriefe, unterzeichnet er als «Statthalter Michaels», der den Reichs- und Weltfrieden errichten will.7

[13]

In dieser sich mehr und mehr zuspitzenden Situation unternimmt es Martin Luther,8 zwischen den Streitparteien zu vermitteln und Kohlhaas in die Rechtsordnung «zurückzudrücken». Nach einem persönlichen Treffen ist Kohlhaas bereit, auf seinen weiteren Rachefeldzug zu verzichten gegen freies Geleit für seine Prozessführung und im Falle seines Obsiegens soll er für seinen Landfriedensbruch eine Amnestie erhalten. Luthers Vergleich wird im Staatsrat kontrovers diskutiert und dann vom Kurfürsten von Sachsen und von Kohlhaas angenommen. Dieser löst seinen Kriegshaufen auf. Friede kehrt wieder ein. Er dauert jedoch nur kurz. Durch erneute Ränkeschmiede bei Hofe wird das Amnestieversprechen vom Kurfürsten von Sachsen gebrochen. Unter dem Vorwand, Kohlhaas habe durch Kontaktnahme mit seinem früheren Mitstreiter Nagelschmidt seinen Anspruch auf Straffreiheit verwirkt. Kohlhaas wird in Haft gesetzt. Der Vorsitzende des urteilenden Tribunals ist vorher noch rasch mit einem Verwandten seines Gegners Wenzel von Tronka besetzt worden. So kommt es in einem kurzen, grotesken Prozess zu einem Todesurteil.

[14]

An dieser Stelle greift der verantwortungsvoll handelnde Kurfürst von Brandenburg ein und verlangt erfolgreich die Auslieferung des Kohlhaas. Das Todesurteil der sächsischen Richter wird nicht vollstreckt. Aber das Todesurteil des Kaisers, das auf Klage des Kurfürsten von Sachsen gegen Kohlhaas wegen Landfriedensbruch ergangen ist, ist damit nicht aus der Welt geschafft.9

[15]

Der dramatische Höhepunkt ist die Szene auf dem Richtplatz: «Heute ist der Tag, an dem dir Recht geschieht.» So wird Kohlhaas vom Kurfürsten begrüsst. Seine Klage wird öffentlich gutgeheissen, die Streitobjekte, die zwei Pferde werden in vortrefflichem Gesundheitszustand an ihn übergeben und ihm Schadensersatz gegen den Junker zugesprochen. Dieser muss zudem für zwei Jahre ins Gefängnis. Kohlhaas ist an sein Ziel gelangt. Er ist gerechtfertigt und rehabilitiert. Sein höchster Wunsch auf Erden sei erfüllt worden, erklärt Kohlhaas auf die sonderbare Frage des Kurfürsten, ob er mit ihm zufrieden sei. Gelassen, in geradezu euphorischer Gemütsverfassung nimmt er sein Todesurteil an. – Ist das eine Geschichte wieder hergestellter staatlicher Ordnung durch den verantwortungsvoll handelnden Kurfürsten von Brandenburg? Ist dadurch die Gerechtigkeit im Land wieder hergestellt?

[16]

Mit der Hinrichtungsszene auf dem Richtplatz kann etwas nicht stimmen.10 Die Geschichte hat ja die schlimmstmögliche Wendung genommen. Dieser Don Quijote der Rechtsverfolgung hat für seinen Traum alles eingesetzt und alles verloren; am Ende auch sein Leben. Ist es wirklich so, dass Kohlhaasens Rechtsversessenheit seinen Sinn derart verfinstert hat, dass er im Rechtbekommen einen Wert erkennt, der über den seines eigenen Lebens hinausgeht? Ist er am Ende eine Vorläuferfigur der Selbstmordattentäter unserer Zeit?

[17]

Das Ende dieses Rechtshandels vor Augen fällt auf, wie der Kurfürst Kohlhaas begrüsst mit den Worten: «Heute ist der Tag, an dem dir Recht geschieht.»11 Ja: Sein Recht wird ihm nicht zugesprochen. Das Recht geschieht, wie ein Verhängnis, ein Unheil oder ein Unglück. Das Recht geschieht so, wie auch das Urteil «gefällt» wird, einem Würfel gleich. Aber vielleicht auch manipuliert von Mächten, die aus der sozialen Deckung im höfischen Umkreis heraus agieren. Das letzte Wort des Richters, sein Urteil ist nichts Gutes.12

[18]

Ich glaube, wir sollten die entscheidende Schlussszene und damit die ganze Erzählung ironisch lesen als bittere Persiflage über den fanatisch handelnden Rechtsucher. Liegt in dieser haltlosen Rechtsuche nicht ein grosser Rachedurst, ein geradezu todessüchtiger Zug?

4. Der befangene Richter Adam

[19]

«Der zerbrochne Krug» von Heinrich von Kleist ist ein Gerichtsdrama. Und was für eines! Ein Gerichtstag in einem Dorfgericht bei Utrecht zur Zeit des Siebenjährigen Krieges13 ist der Ort der Handlung. Der Schuldige auf dem Richterstuhl muss seinen eigenen Fall verhandeln und somit über seine eigene Untat zu Gericht sitzen. Der in eigener Schuld befangene Richter ist ein uralter und oft wieder aufgenommener Topos.14

[20]

Das Stück beginnt mit der Frage des Gerichtschreibers an den Richter: «Was ist mit Euch geschehen? Wie seht Ihr aus?» Das ist mehr ein Ausruf des Erschreckens als eine Frage. Denn an diesem Gerichtstag wird auch ein Verwalter aus Utrecht anwesend sein, der das Gericht zu inspizieren hat. Des Richters Ausflüchte ohne Ende, eine Akrobatik der Fantasie, setzen sogleich ein. Strafrichter kennen das von den Worttiraden der Angeklagten, die sich vor Gericht herausreden wollen. Eine harte Kost auch für Preussens Bildungsbürger. Das Stück, unter der Regie von Johann Wolfgang Goethe, fiel in Weimar im Jahr 1808 durch. Dies obwohl Kleist in diesem Stück nicht über Richter zu Gericht sitzt. Er kennt die Zerbrechlichkeit der Welt zu gut. Die Anmassung und Selbstgefälligkeit, die darin besteht, als fehlbarer Mensch andere zu richten, «zerlacht» er, lässt sie mit Shakespear’scher Verve und Eleganz im homerischen Gelächter der Zuschauer15 – das aber erst nach ein paar Jahrzehnten so richtig einsetzt – untergehen.

[21]

Kleist treibt die Komik auf die Spitze: Zunächst muss der Gerichtsschreiber dem Richter einen Spiegel hinhalten, damit dieser – wenigstens optisch – sich selbst erkennt. Sein Gesicht ist entstellt. Der Leserin oder dem Zuschauer wird bald klar, dass der Richter bei seinem nächtlichen Besuch bei Eve im Streit mit deren Freund und bei der anschliessenden Flucht sich die Verletzungen im Gesicht zugezogen hat. Dabei hat er auch die kostbare Vase umgeworfen. Dieser zerbrochene, dekorierte Krug ist vordergründig das Streitobjekt im Prozess. Aber wie in wirklichen Prozessen verbirgt sich hinter jeder Geschichte auch bei Kleist eine weitere, geheimere, viel wichtigere Geschichte. Der Richter muss sie im Dunkel halten, um im Amt zu bestehen. Die Episode in Eves Kammer ist das Nachtstück, das sexuelle Abenteuer des Richters Adam. Vordergründig bleibt die Frage relevant, wer den Krug zerbrochen hat.16

[22]

Damit die Schlinge um des Richters Hals sich immer enger schliesst, tritt schliesslich eine Zufallszeugin auf, welche die Richterperücke im Garten der Eve, «dicht unter dem Fenster, wo die Jungfer schläft», gefunden hat. Jetzt kann nur noch der Leibhaftige den Richter retten. Die Zeugin Brigitte hat eine Spur: Ihr ist um Mitternacht eine kahlköpfige Gestalt mit einem Pferdefuss begegnet. Das kommt Adam sehr gelegen. Liebend gern begibt er sich auf die Teufelspur:

«Der Fall, der vorliegt, scheint besonderer Erörtrung wert. Ich trage darauf an, bevor wir ein Konklusum fassen, im Haag bei der Synode anzufragen, ob das Gericht befugt sei, anzunehmen, dass Beelzebub den Krug zerbrochen hat.»

[23]

Die Situation ist für den Richter ausweglos. Trotzdem gibt er nicht auf. Schliesslich drängt der Verwalter den Richter, seine Sentenz zu fällen. Wegen ungebührlichen Verhaltens vor Gericht will er Ruprecht, Eves Geliebten, ins Gefängnis bringen. Jetzt löst sich Eves Zunge:

«‹Er dort, der Unverschämte, der dort sitzt. Er selber wars – […] Der Richter Adam hat den Krug zerbrochen!›»

[24]

Das ist die einzige Wahrheit, die vor Gericht endlich ans Licht kommt.

[25]

Der Richter wird vom Verwalter unverzüglich vom Amt suspendiert. Der Krug geht dabei ganz vergessen. Das Recht kann wenig bewirken. Frau Marthe Krull wird beschieden, sie soll sich am grossen Markt zur Session melden.

[26]

Der Wasserkrug war für die Klägerin unersetzlich, eine Kostbarkeit mit hohem Affektionswert. Wie soll sie da als Geschädigte entschädigt werden? Wie begrenzt ist doch das, was das Recht für Marthe Krull erreichen kann. Aber trotz dieser Einsicht will sie das Marktgericht anrufen: «Gut! Auf die Woche stell ich dort mich ein.» Das ist der Schlusssatz des Lustspiels. In ihm klingt der unzerstörbare Glaube des Rechtsuchers an, irgendwann, irgendwo, irgendwie zu seinem Recht zu kommen selbst gegen jede bessere Einsicht, gegen das Wissen, dass das nie möglich sein wird. Vielleicht ist die wortgewandte Klägerin, die unnachgiebige Rechtsucherin, Frau Marthe Krull, eine Vorläuferin der Titelfigur der nur zwei Jahre später erscheinenden, bekanntesten Novelle «Michael Kohlhaas» des gleichen Dichters.

5. Der im Dilemma zerrissene Richter Vere

[27]

Herman Melville schrieb die teilweise rätselhafte Erzählung «Billy Budd», die er als «Innenseiten einer Geschichte» untertitelte, kurz vor seinem Tod.17 Sie spielt sich auf einem Kriegsschiff zur Zeit der napoleonischen Kriege ab. Sie bildet das Beziehungsgeflecht ab zwischen drei Männern, die schicksalhaft miteinander verbunden und gegeneinander gestellt sind. Kapitän Vere, Claggart, der Waffenchef und Billy Budd, ein Mustermatrose, sind die Protagonisten. Claggart bezichtigt den Matrosen zu Unrecht, an einer angeblich sich abzeichnenden Meuterei beteiligt zu sein. Vere bezweifelt zum vorneherein, dass dessen Anschuldigungen wahr sind. Um den Ankläger zu prüfen, konfrontiert er diesen mit dem Matrosen. Als Billy die Anschuldigung hört, schlägt er reflexhaft mit einem tödlichen Schlag den Waffenchef nieder. Standrechtlich wird der Matrose umgehend zum Tod verurteilt und am Mast aufgehängt.

[28]

Der Dichter legt die Innenansichten dieser drei Personen wie in einem Psychogramm offen und umkreist auch die Gründe und Abgründe des Verurteilens. Er lässt uns in Verstand und Gefühl, in Hirn und Herz der handelnden und leidenden Menschen schauen. Das Kraftfeld, das die Handlung vorwärts treibt, entfaltet sich zwischen Claggart und Billy. Der doppelt so alte Waffenchef wird vom zwanzigjährigen «Schönen Matrosen» angezogen. Dieser wird als friedfertig, mutig, schön, tüchtig, pflichtbewusst und kameradschaftlich beschrieben, von fröhlicher Natur bis an die Grenze der Naivität. Vor dieser Lichtgestalt muss die düstere, verschlossene und vernunftgeleitete Person Claggart kapitulieren. Gerne hätte er die frohe Natur mit dem Matrosen geteilt, aber unter dem Mantel der Ehrbarkeit «wütete die Manie einer bösen Natur», wie Melville es ausdrückt. Er spricht vom Geheimnis der Bosheit. Weil der Waffenchef nicht fähig war, den unschuldigen Matrosen zu lieben, diesen «Adam vor dem Sündenfall», verwandelten sich seine Gefühle in Neid und Antipathie, in eine zynische Verachtung der Unschuld. Wenn des Waffenchefs unbeobachteter Blick auf Billy fiel, füllten sich dessen Augen mit Tränen und gaben ihm einen sehnsüchtigen Ausdruck «als hätte Claggart Billy sogar lieben können, wenn’s Fluch und Schicksal nicht verhindert hätten».

[29]

Claggart beginnt dem Matrosen Fallen durch einen Spitzel zu stellen. Die Unschuld macht den Matrosen blind. Er kann nicht glauben, dass Claggart es auf ihn abgesehen hat, da dieser immer so freundlich zu ihm ist. Melville stellt glaubhaft dar, wieso Billy unfähig ist, sich anders als durch diesen reflexhaften, verhängnisvollen Schlag zu verteidigen.

[30]

Melvilles psychologische Analyse könnte den Glauben, der auch heute noch vor Gericht anzutreffen ist, erschüttern, wonach die Motive einer Tat stets klar aus den äusseren Umständen und Interessen der Beteiligten ableitbar sind. Einem der Richter des Standgerichts ging es damals gleich. Er fragte Billy in ernster Besorgnis:

«Aber warum sollte er so gelogen haben, so boshaft gelogen haben, wo Sie doch behaupten, dass es keine Bosheit zwischen ihnen gab?»

[31]

Billy konnte diese Frage nicht beantworten und sein Schweigen wirkte wie ein halbes Schuldeingeständnis. Er warf einen flehentlichen Blick auf Vere, der darauf hinwies, dass die Frage nur der Tote schlüssig beantworten könnte. Vere bringt an dieser Stelle einen «Gedankenschnitt» an, der verhängnisvoll ist: Er tut die Frage seines Richterkollegen als unwesentlich ab und erklärt, das Gericht müsse seine Aufmerksamkeit auf die Folgen des Schlages beschränken, das Motiv spiele beim Kriegsgericht keine Rolle.

[32]

Vor dem Standgericht haben Täter und Opfer die Rolle gewechselt. Der bewusst falsch Anschuldigende ist der Täter und der Verleumdete und verzweifelt Zuschlagende, befangen in seiner Unfähigkeit, sich mit Worten im Verlauf eines geregelten Prozesses zu verteidigen, das Opfer. Vere forderte den Matrosen auf:

«‹Reden Sie! Verteidigen Sie sich!› Diese Aufforderung bewirkte jedoch nur ein seltsames, stummes Gestikulieren und Gurgeln; das Entsetzen über so eine Anklage, die so jäh auf seine jugendliche Unerfahrenheit losschnellte, dies und vielleicht auch das Grauen vor den Augen des Anklägers weckte seinen verborgenen Sprachfehler, verstärkten ihn zu einer krampfartigen Lähmung der Zunge; in quälend vergeblichem Eifer, der Aufforderung zu reden und sich zu verteidigen, zu gehorchen, reckte der seinen Kopf und den ganzen Leib vor […] Im nächsten Augenblick schoss sein Arm vor, blitzschnell wie die Flamme einer des Nachts abgefeuerten Kanone, und Claggart stürzte zu Boden.»

[33]

Und jetzt, im Anblick des wie durch ein «Gottesurteil» hingestreckten Waffenchefs, folgt der entsetzliche Ausruf des Kapitäns, der dieser ganzen Geschichte ihr Gepräge gibt:

«Von einem Engel Gottes erschlagen; und doch muss der Engel hängen!»18

[34]

Diese zwei widersprüchlichen, miteinander verbundenen Sätze leiten die tragische Bereitschaft des Kapitäns ein, im unmittelbar darauf konstituierten Standgericht den arglosen Matrosen zu verurteilen. Da Vere selbst Zeuge ist, bestimmt er drei Schiffsoffiziere zu Richtern. In der anschliessenden Gerichtsszene übernimmt er dann doch faktisch den Vorsitz.

[35]

Im Auge eines verständig urteilenden Menschen, der nicht nur ins Gesetzbuch blickt, ist in Sachen Billy Budd klar: Es liegt keine schuldhafte, strafbare Tat vor. Müsste er urteilen, so würde er nach Rechtfertigungen und mildernden Umständen suchen und sie gewiss auch finden. Bei Vere stellt sich das ganz anders dar. Auf die an seine Richterkollegen gestellte Frage: «Wie können wir ein Mitgeschöpf, das, wie uns unser Gefühl sagt, vor Gott unschuldig ist, einem schnellen und schändlichen Tod überantworten?», gibt er die Antwort selbst unter Hinweis auf die Uniformknöpfe und die Offizierspatente, die ihnen verliehen worden sind. Durch diese Stellung hätten sie «in den wichtigsten Punkten aufgehört, frei handelnde, natürliche Subjekte zu sein». Dann folgt ein verhängnisvoller, vielleicht prophetischer Satz:

«Für dieses Recht und für seine Strenge sind wir nicht verantwortlich. Unsere beeidete Verantwortung liegt hierin: dass wir uns, so erbarmungslos sich jenes Recht auch in gewissen Fällen auswirken mag, dennoch daran halten und es anwenden.»

[36]

In der geschilderten Beratung des Standgerichts wird die verstörende Dimension des Rechts und Gesetzes sichtbar als Schutz vor Eigenverantwortung für Urteile. Ja, das Gesetz entlastet den Richter. Aber in welchem Ausmass und mit was für Folgen? Im Fall des Billy wird erschreckend klar, wie Vere die «formelle Strenge» des Kriegsrechts anrufend nichts von mildernden Umständen wissen will: «Aber lassen Sie nicht zu, dass das heisse Herz den Kopf betrügt, der da kühl bleiben sollte.» Das Herz «manchmal das Weibliche im Manne», müsse vom Gerichtsverfahren ausgeschlossen werden. Er trifft eine perfide Unterscheidung zwischen dem «persönlichen Gewissen» des Zivilisten und dem «Gewissen des Weltreichs», dem sich Offiziere unterordnen müssten, wie das in ihrem Kodex formuliert sei. Jetzt kommt das abstrakte juristische Denken in seiner verkümmerten Form zum Zug: Alles kommt nur auf die äussere Erscheinung, auf den Sachverhalt an, «eine Absicht oder Nichtabsicht» hat da keinen Platz.

[37]

Die von Melville dargestellten Dilemmata spielen fast in jedem Prozess eine Rolle, wenngleich sie nicht immer so kontrastreich fassbar sind. Die vom Richter und der Richterin geforderte Strenge, die Aufforderung sich selbst zu verleugnen und nur dem Gesetz und nicht der Stimme des Gewissens und Herzens zu folgen, dient dem Machterhalt. Sie ist eine Frucht der Angst der Richtenden und der hinter ihnen stehenden Gesellschaft, ihrer Führerschaft und Durchschlagkraft verlustig zu gehen. Wir kennen dieses Dilemma seit mindestens 2500 Jahren, seit Sophokles’ Tragödie «Antigone»19.

[38]

Wie oft haben die Richter und Richterinnen auch heute noch zu wählen zwischen wörtlicher, historischer und einer sinnvoll-zeitgemässen Interpretation! Wie oft steht Kopf gegen Herz, das rationale Argument gegen das Gefühl der Mitmenschlichkeit! Wie oft glaubt der Richter oder die Richterin, ihre kostbare innere Stimme, ihre «conviction intime»,20 durch Selbstüberwindung unterdrücken zu müssen! Wie oft unterliegt dadurch die lebensspendende, aufbauende Lösung einer Rechtsfrage der lebensfeindlichen Variante einer Gesetzesauslegung! Wie oft fehlt es uns Juristen an Mutanfällen, die uns dazu animieren könnten, menschlich zu entscheiden. Das Rechtsgefühl ist die Leitlinie für unser Streben nach Gerechtigkeit. Und dieses Streben ist wahrlich das Einzige, was dem Tun des Juristen einen Sinn verleihen kann über sein rein effizienzgebundenes Funktionieren im Rahmen eines politischen Staatsapparates oder einer wirtschaftlichen Unternehmung hinaus. Dieses Bemühen darf niemals als Vorwand oder Anlass dienen, die alten Blutmühlen der grausamen Justiz am Laufen zu halten.

6. Der illegitime Richter

[39]

Johannes Clament, einstiger Rechtsanwalt und Strafverteidiger in Paris, hat sich zurückgezogen und hockt nun Schnaps trinkend in Amsterdam in der Kneipe Mexico-City und sucht sich an der Bar seine Zuhörer-Opfer aus. Das sind meistens Bürger aus aller Welt auf Abwegen. So stellt sich die Eingangssituation in Albert Camus’ Roman «Der Fall» dar. Das ganze Werk besteht aus den Worten, die Clament an einen Zufallsbekannten richtet, der sich am Ende als sein Alter Ego herausstellt. Es ist Camus letztes (vollendetes) Prosawerk. Es wurde 1956 publiziert.

[40]

Johannes Clament bezeichnet sich selbst als selbstgerecht und bekennt, dass er eine instinktive Verachtung für Richter hatte und nie verstehen konnte, wieso jemand freiwillig dieses merkwürdige Amt ausüben konnte. Aber es treibt ihn doch stark um, dass Menschen zum Urteilen stets bereit sind. Niemand will das Jüngste Gericht abwarten. Er sieht, dass man auch ohne Gott Schuldigkeit schaffen kann. Ja, das Urteil ist noch härter und es gibt weder Freisprüche noch auch nur mildernde Umstände. Es herrscht in seinem Umfeld eine ausgeprägte Manie, den andern zu verurteilen. Er vermutet, dass Menschen andere verurteilen, um selbst dem Urteil zu entkommen. Das schlimmste besteht darin, dass die Urteile nicht aufgrund von Gesetzen gefällt werden. «Ihrer natürlichen Hemmung beraubt, legen die vom Zufall entfesselten Richter sich ins Zeug. Da muss man doch wohl versuchen, ihnen zuvorzukommen?» räsoniert Clament. Er erklärt, was ein Buss-Richter, im Original ein juge-pénitant ist und wieso er diesen Beruf aus reiner Passion ausübt.

[41]

Clament sitzt über seine Mitmenschen unablässig zu Gericht, dabei sei das Wichtigste, sich selbst jedem Urteil zu entziehen. Er hat aber realisiert, dass der Urteilsspruch, den man über die anderen verhängt, einem zuletzt wie ein Bumerang geradezu ins eigene Gesicht fliegt und es verletzt. Gegen diese Schwierigkeit hilft sich Clament mit einem «Geniestreich»: Er kehrte seinen Gedankengang nach Kopernikus’ Beispiel um. Da es unmöglich war, die anderen zu verurteilen, ohne sich selbst allsogleich mitzurichten, musste man sich selbst mit Anklagen überhäufen, um das Recht zu erlangen, die anderen zu richten. Da jeder Richter eines Tages zum Büsser wird, musste man einfach den umgekehrten Weg einschlagen und den Beruf des Büssers ergreifen, um eines Tages zum Richter werden zu können.

[42]

Clament erklärt seinem Zuhörer ausführlich, wie er stufenweise vorgeht. Zuerst klagt er sich in einer öffentlichen Beichte ausgiebig an, aber nicht plump, sondern äusserst geschickt und nuanciert. Sodann stellt er gemeinsame Züge heraus, die gemeinsamen Erfahrungen und Schwächen des Manns von heute. Er fabriziert ein jedermann und niemandem ähnliches Porträt. Damit ist seine Anklagerede zu Ende. Das Porträt wird augenblicklich zum Spiegel21 für den Mitmenschen.

[43]

In manchen Passagen ist der Einfluss von Fiodor Dostojewski22 spürbar, vor allem die Angst, dass in einer rein säkularen Welt alles erlaubt sein könnte. In der absurd gewordenen Welt von Johannes Clament und vielleicht auch in der seines Schöpfers Albert Camus muss die Legitimation des Richters schwinden und schliesslich verschwinden. Wo kein ordnendes Gesetz mehr die Leitfunktion über den Gesetzesanwender, den Richter, zu übernehmen vermag, da ist im richterlichen Entscheid nur noch Platz für Machtpoker, Willkür und Zufall. Der Zufall scheint der Gerechtigkeit noch am nächsten zu stehen.

[44]

Camus stellt in diesem Werk die Frage nach der Legitimation des Richters, deren Fehlen immer offensichtlicher und schmerzhafter empfunden wird. Das Werk «Der Fall» scheint aus einer Empörung und abgrundtiefen Enttäuschung heraus verfasst. Angesichts von unsinnigen Verurteilungsorgien, an denen sich die ganze Gesellschaft zu beteiligen scheint.

[45]

Wie können Richterinnen und Richter mit solchen Bildern im Kopf weiter Recht sprechen und verurteilen? Der «Bussrichter» könnte eine Antwort darauf sein, wenn wir seine kopernikanische Wende, von der er selbst spricht, mit Franz Kafkas Einsicht in die Verlorenheit der Menschen («wie verirrte Kinder im Walde») mit deren wechselseitiger Unwissenheit über die Schmerzen und Leiden des andern verbinden. Wir Richtende sollten dann in Entfaltung von Kafkas Bild vor den Angeklagten so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehen als läge es an diesen, uns zu richten. An diesem Ort, wo Unwissenheit und Empathie sich kreuzen, könnte der Eingang zur Hölle sein, von dem Kafka im Brief an seinen Freund Oskar Pollak schon am 8. November 1903 geschrieben hat. In diesem Splitter des zerbrochenen Spiegels der Wahrheit könnten wir noch den Glanz der Goldenen Regel23 erkennen.

[46]

Diesem genialen Dichter Kafka wollen wir uns abschliessend zuwenden. Ich habe sein ausgewähltes Werk an den Schluss gestellt, weil der Richter darin zwar erscheinen müsste, aber abwesend ist. Eine Welt ohne Richter, aber mit Henkern!

7. Der abwesende Richter

«Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.»

[47]

Dieser einleitende Satz zu Franz Kafkas Roman «Der Prozess» mag fast ein wenig naiv klingen. Und doch wirkt er auch wie ein Paukenschlag, wenn wir sein bitteres Ende kennen. Das Gerichtsverfahren zog sich zunächst unendlich hin. Es war für K. unmöglich einem Richter zu begegnen. Seinem Richter am nächsten schien K. durch seinen Kontakt zum Maler Titorelli zu kommen. Dieser fertigte im Auftrag des Gerichts Porträts der Richter an. Er hatte diese Stellung von seinem Vater geerbt. Die Malerei folgt geheimen Regeln, die ihm sein Vater überliefert hat.

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Als K. den Künstler besuchte, stand auf der Staffelei ein Bild eines Richters auf einem Thronsessel. Hinter der Rückenlehne des Thronsessels war eine grosse Figur, mit verbundenen Augen und einer Waage in der Hand und Flügeln an den Fersen gezeichnet. K. fragte, ob sie «sich im Lauf befindet». «Ja», sagte der Maler, «ich musste es über Auftrag so malen, es ist eigentlich die Gerechtigkeit und die Siegesgöttin in einem.» «Das ist keine gute Verbindung», sagte K. lächelnd, «die Gerechtigkeit muss ruhen, sonst schwankt die Waage und es ist kein gerechtes Urteil möglich Bei näherer Betrachtung kam K. die Figur eher wie die Göttin der Jagd vor.

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«Ein einziger Henker könnte das ganze Gericht ersetzen», rief K. aus, als er erfuhr, dass der Maler keinen einzigen Freispruch erlebt habe. K. glaubte zu wissen, dass das Gericht, keine leichtsinnigen Anklagen erhebe, aber wenn es einmal anklage, fest von der Schuld des Angeklagten überzeugt sei und nur schwer davon abzubringen sei.

«‹Schwer?› fragte der Maler und warf eine Hand in die Höhe. ‹Niemals ist das Gericht davon abzubringen. Wenn ich hier alle Richter nebeneinander auf eine Leinwand male und Sie werden sich vor dieser Leinwand verteidigen, so werden Sie mehr Erfolg haben als vor dem wirklichen Gericht.›»

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Gegen den Schluss des Romans vernahm K. vom Gerichtskaplan, der ihn auch mit der Parabel vom Türhüter vor dem Gesetz vertraut machte, dass das Urteil nicht mit einemmal kommt, vielmehr geht das Verfahren allmählich ins Urteil über. Es ergibt sich daraus, dass es in diesem Rechtskreis gar keine Richter mehr braucht und es sie auch nicht mehr gibt. Einem wirklichen Richter sollte K. denn auch nie begegnen, nicht einmal am Ende seines Prozesses – nur den Henkern ganz am Schluss der Erzählung.

«Wo war der Richter, den er nie gesehen hatte? Wo das hohe Gericht bis zu dem er nie gekommen war? Er hob die Hände und spreizte alle Finger. Aber an K.’s Gurgel legten sich die Hände des einen Herrn, während der andere das Messer ihm ins Herz stiess und zweimal dort drehte.»

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Ein letzter, verzweifelter Schrei eines ohne Gericht und Urteil unschuldig Verfolgten und unmittelbar darauf Getöteten24 ist diese Frage. Sie drückt die Sehnsucht des Menschen K. und wohl eines jeden Menschen aus nach dem helfenden, aufrichtenden und nicht hinrichtenden Richter.

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Es gibt in K.s Welt Gerichte in den Justizpalästen und auf Dachböden. Den Richter und sein Gesicht suchen wir vergeblich. Wahrscheinlich gibt es ihn nicht mehr. Und mit ihm ist auch das Urteil verschwunden. Geblieben ist die Vollstreckung als düsterer Akt staatlicher Macht. Zurück bleibt in unserer Erinnerung der rätselhafte Türhüter vor dem Gesetz, durch den K. und wir alle davon abgehalten werden, den für ihn und jeden von uns eigens eingerichteten Zugang zum Recht zu benützen.

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Das ist der Zeitpunkt, den Blick umzuwenden, um den ungeheuren Spannungsbogen zu sehen, der sich biblisch gesprochen von der Vertreibung des ersten Menschenpaares aus dem Paradies über die Urteile der Gerichte unserer Zeit bis zum endzeitlichen Jüngsten Gericht erhebt und diese unvereinbaren Pole überbrückt. Wir erwarten Gerechtigkeit, träumen den schönen Traum Gerechtigkeit. Woher nur kommt unser unausrottbares Begehren, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen, das Gute vom Bösen zu scheiden, Schuld und Strafe andern zuzuteilen und unter ihnen vergeltende Gerechtigkeit bis in unsere Tage zu «üben»? Wann werden wir K.s Schrei nach dem neuen, dem Menschen in seiner Not helfenden Richter hören, ihn erhören?

8. Der Richter als Wiedergänger oder Menschenfreund

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Der Richter scheint alle Anfechtungen, die ihn im Verlaufe der Jahrhunderte erwarteten, zu überstehen. Dem Schatten seiner Befangenheit, der ihm in alle Winkel der menschlichen Verstrickungen folgt, weicht er scheinbar geschickt aus. Dem ihn arg herausfordernden Rechthaber tritt er unerschrocken entgegen, bis diesem Recht geschieht. Der vom ausweglosen Widerspruch zwischen Kopf und Herz, zwischen ewigem und zeitlichem Gesetz zerrissene Richter balanciert weiter auf dem dünner werdenden und ihn kaum mehr tragenden Seil, bis er in der Dunkelheit verschwindet, ein Chaos und einen Schmerz der staunenden Menschen zurücklassend. Bis er in einer Art Burleske wieder auftaucht, ohne Insignien der Macht und ohne amtliche Position.

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In der Erzählung «Die Panne»25 von Friedrich Dürrenmatt führen ehemalige Juristen ein Justiztheater auf. Eine skurrile Altmännerrunde vergnügt sich während eines opulenten Gerichts mit einer Art Justizposse: Sie führen einen Prozess auf. Sie richten am Ende des Gerichts – das auch kulinarisch zu verstehen ist – über ein «normales» Verhalten eines «harmlosen Durchschnittbürgers», eines zufällig zur Abendgesellschaft dazu gestossenen Handelsreisenden. Sie erkennen hinter seinem Ehebruch einen bisher verborgenen Mord. Das Todesurteil, ein Riesenspass, wird durch den betrunkenen einstigen Richter unter Gelächter und Jauchzen verkündet. Der so Schein-Verurteilte richtet sich anschliessend selbst. «Er fällt aus dem Spiel in den Tod. Nicht notwendigerweise, sondern zufälligerweise», kommentiert der Autor26 trocken. Wir sind in der Gegenwart angekommen.

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Und der Totentanz nimmt kein Ende, wenngleich in manchen Staaten der justizielle Tod nur noch auf Raten den «Gemeingefährlichen», den zu Ende therapierten Verwahrten als lebenslange Haft serviert wird.27

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Was sagen uns die in diesem Text hervorgeholten Bilder? Was spricht das Recht in uns und zu uns? Was sehen wir, was sehen Richter von heute im Spiegel der Dichter vergangener Zeiten?

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Wir können unseren Rundgang abschliessen mit Dürrenmatts Worten am Ende seiner Komödie «Die Panne»28:

«Was willst du uns denn beweisen, Fredy!29 Deine Schuld und deine Unschuld sind gleicherweise unbeweisbar. Was war die heutige Nacht? Ein übermütiger Herrenabend, nichts weiter, eine Parodie auf etwas, was es nicht gibt und worauf die Welt immer wieder hereinfällt, eine Parodie auf die Gerechtigkeit, auf die grausamste der fixen Ideen, in deren Namen der Mensch Menschen schlachtet. Denn wahrlich, wenn es eine Schuld gäbe, dann müsste diese Schuld nicht beim Menschen, sie müsste ausserhalb des Menschen liegen, wohlan denn, Fredy, spielen wir das Spiel zu Ende!»

9. Schluss

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Vor diesem Tableau, das in diesem Text ausgebreitet worden ist, und das sich über lange Zeitläufte erstreckt, erhebt sich vielleicht in uns die Frage, ob dieser unabweisliche Hang des Menschen andere zu verurteilen nicht das eigentliche Erbe des Sündenfalls im Paradies ist, das sich im Wie-Gott-sein-Wollen ausdrückt? Leidet das Bild des Richters nicht seit Anfang an darunter? Zudem haben Richterinnen und Richter bis heute damit zu leben, dass ihre alltägliche, beharrliche Durchsetzung guter Gesetze weder Begeisterung noch starke Gefühle in den Betroffenen auslöst, während ein einzelnes als ungerecht empfundenes Urteil Wut, Empörung und – wie wir immer wieder erleben – politische Unruhe und sogar Terrorakte nach sich ziehen kann.30 Die Akte des Bösen werden mit einer urtümlichen Kraft und Passion ausgeführt, die dem gemässigten und gezügelten Guten mangeln.

Peter Zihlmann, war als Rechtsanwalt, Notar und nebenamtlicher Zivilrichter sowie a. o. Zivilgerichtspräsident in Basel tätig. Er ist Autor von einem Dutzend Büchern zum Thema Recht und Gerechtigkeit.


  1. Gemäss Dschalaluddin Rumi, dem persischen Sufi-Mystiker des Mittelalters, ist die Wahrheit als Spiegel vom Himmel gefallen und in tausend Stücke zerbrochen.
  2. Gemäss Kleist ist die Geschichte «aus einer alten Chronik entnommen».
  3. Als ich bereits einige Jahre als Rechtsanwalt praktiziert hatte, fragte mich eine Klientin, eine Ärztin, ob ich die Novelle von Kleist  Ich bejahte. Sie insistierte: Haben Sie sie gelesen? Dies musste ich verneinen, was mich dann veranlasste, die bisher versäumte Lektüre nachzuholen.
  4. Dieser Überzeugung begegnen wir auch heute noch selbst bei Rechtsgenossen, die sich überhaupt nicht um Recht und Ordnung gekümmert haben, bis sie es unfreiwillig mit der Justiz zu tun bekommen. Dann setzen sie den Willen gerecht zu sein bei den Institutionen des Rechts, den Richtern, ganz selbstverständlich voraus, was ja durchaus sachgerechtes Denken ist, wenngleich es mit ihrem bisherigen Denken und Handeln nicht korreliert. Von dieser Menschengruppe abgesehen, scheint der Glaube an die Durchsetzung der gerechten Sache heutzutage nicht mehr ungebrochen und mit mehr Skepsis durchsetzt zu sein.
  5. Selbst heute noch sind Gerichte rasch bei der Hand, hartnäckige und unbeugsame Rechtsucher mit dieser Bezeichnung zu disqualifizieren. Was doch eigentlich erstaunlich ist, da die Gerichte von der Rechthaberei leben. Jedenfalls ist die Toleranzgrenze nicht allzu hoch, was schon Kleist an dieser Stelle antönt.
  6. Norbert Nedopil, Forensische Psychiatrie, Stuttgart 2012, S. 220 ff.
  7. An Kohlhaasens Verhalten fällt auf, dass es ihm trotz seiner Unterstützung durch das bedrückte Volk an einem politischen Programm und Ziel fehlt. Er bleibt in seinem Ego-Programm stecken, seine persönlichen Rechte zu wahren und Rache zu nehmen.
  8. Das hat einen historisch belegten Hintergrund.
  9. Der Kürfürst von Sachsen wollte im letzten Augenblick um seines persönlichen Vorteils willen seine Klage wieder zurückziehen. Der Kaiser blieb jedoch fest.
  • Ich sehe allerdings davon ab, die weitere Ebene dieser Geschichte, die durch die wahrsagende Zigeunerin gelegt wird, weiter zu verfolgen. Sie gab Kohlhaas Gelegenheit, Rache am Kurfürsten von Sachsen zu nehmen, indem er ihm die Weissagung auf dem Zettel vorenthielt. Er hätte sich damit sogar sein Leben durch Flucht retten können, lehnte dies jedoch ausdrücklich ab. Auch diese Erzählung – wie alles von Kleist – ist vielschichtig und widersprüchlich aufgebaut.
  • Die Begrüssung erinnert an die geläufige Redewendung «Es geschieht dir Recht!», die wir verwenden, wenn wir schadenfreudig die missliche Situation kommentieren, in die sich unser Gesprächspartner selbst hineinmanövriert hat.
  • Wieso wird Kohlhaas nicht begnadigt? Das Volk, das dem bekehrten Rebellen Kohlhaas Bewunderung entgegenbrachte, hatte eine Begnadigung erwartet. Seine Verurteilung durch den Kaiser stand nicht auf festem Grund. Die Festnahme des Kohlhaas war nur durch den Bruch der Amnestie möglich geworden. Der Kurfürst von Brandenburg wollte den Bedrängten mit seiner Entscheidungsmacht schützen und intervenierte aus diesem Grund. Wieso trug er nicht beim Kaiser auf Begnadigung an? Der Schlüssel zum Verständnis mag in Kleists Bemerkung liegen, dass es der ausdrückliche Wunsch des Kurfürsten war, «dem Kohlhaas, es koste was es wollte, Gerechtigkeit zu verschaffen – allerdings ohne die Ruhe des Ganzen auf misslichere Art, als die Rücksicht auf einen Einzelnen erlaubt, aufs Spiel zu setzen.»Die Hilfe «um jeden Preis» vermindert sich also mit Rücksicht auf das politische Gleichgewicht, das nicht wegen eines Einzelnen gestört werden sollte.
  • Er dauerte von 1756 bis 1763.
  • Der griechische Tragödiendichter Sophokles hat durch sein Stück Ödipus Rex der Titelfigur zu weltweiter Bekanntheit verholfen.Kleist beruft sich auf dieses Stück in seiner Vorrede. Fast ein Jahrhundert nach Kleists Lustspiel erleben wir in «Auferstehung» von Lev Tolstoi einen ebenfalls in Scham und Angst um sein eigenes Versagen befangenen Richter, der dann aber nach dem Fehlurteil einen langen Weg der Läuterung einschlägt und den Strafvollzug in Russland zu humanisieren sucht. Nur einige Jahre zuvor porträtiert F. Meyerin «Die Richterin» eine starke Frau, die über ihren Stiefsohn urteilen sollte, es aus gutem, aber verborgenem Grund ablehnt und schliesslich selbst den Giftbecher leert, nachdem sie von höchster Stelle zum Urteil gezwungen werden sollte.
  • dazu Gerhard Schulz, Kleist, Stuttgart 2007, S. 370 ff.
  • In Wahrheit geht es um die Verletzung der sexuellen Integrität von Eve. Der Krug ist ein Symbol für den Körper der Frau. Vgl. Walter Hinderer (Hg.), Kleists Dramen, Stuttgart 2010, S. 25.
  • Sie wurde erst 1924, also 33 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht.
  • Im Original, Herman Melville, Billy Budd, Sailor, New York 2009, S. 84, lautet der Satz: Struck dead by an angel of God! Yet the angel must hang!
  • Kreon glaubte es seinem Königtum schuldig zu sein, seine Verfügung, dass niemand einen Landesverräter – auch nicht Kreons Sohn – schicklich nach altem Brauchtum begraben dürfe, mit aller Härte und Unerbittlichkeit durchzusetzen, selbst gegen seine Nichte Antigone, dann auch gegen seinen eigenen Sohn Haimon. Erst als er vom Seher Theiresias gewarnt worden ist, will er sein Urteil viel zu spät korrigieren.
  • Frankreichs Geschworene sind für ihre Entscheidungen auf ihre innerste Überzeugung, auf ihre conviction intimeverwiesen und verpflichtet worden.
  • Im Original «La chute» lautet die Stelle: Le portrait que je tends à mes contemporains devient un miroir.
  • Namentlich ist nicht nur die Struktur des überlangen Monologs übernommen, sondern es sind auch viele nihilistische Gedanken aufgenommen und abgewandelt worden, die in der Binnenerzählung «Der Grossinquisitor» in Dostojewskisletztem Werk «Brüder Karamasow» von Bruder Iwan geäussert werden.
  • Diese uralte und in vielen Kulturen verbreitete Regel lautet als Sprichwort gefasst: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Oder, positiv ausgedrückt: Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.
  • Die beiden Fragen sind eigentlich vom Erzähler des Romans gestellt, da sie nicht als direkte Rede, aber im Indikativ und in der dritten Person Singular abgefasst worden sind.
  • Friedrich Dürrenmatthat «Die Panne» zuerst 1955 als Erzählung mit dem Untertitel «Eine noch mögliche Geschichte» und 1979 als Komödie abgefasst.
  • Friedrich Dürrenmatt, Gesammelte Werke, Zürich 1991, Band 3, S. 225: Bemerkung zum Stück unter der Rubrik «Bühne, Inszenierung, Charaktere, Stück».
  • dazu auch die Ansprache von Papst Franziskus an die Delegation der Internationalen Strafrechtsgesellschaft vom 23. Oktober 2014 im Saal der Päpste, Vatikan. In dieser Ansprache erklärte der Papst: «Die lebenslange Freiheitsstrafe ist eine versteckte Todesstrafe».
  • Dürrenmatt(Fn. 26). S. 324.
  • So wird in der Komödie der angeklagte Textilreisende Alfred Traps am Schluss des Stücks angeredet.
  • ÖJudith N. Shklar, The Faces of Injustice, New Haven/London 1990, S.101, stellt die Frage, warum Ungerechtigkeit starke Gefühle in uns auslöst im Unterschied zur Erfahrung der konstanten und gerechten Rechtsdurchsetzung. Sie vermutet, dass die menschliche Natur auf die Erfahrung der Gerechtigkeit no physiological response Vielleicht würde sie heute schreiben, es fehle eine spezifisch hormonelle Reaktion des Menschenauf diese Erfahrung.