Der frühere Basler Strafverteidiger Peter Zihlmann sagt zum Fall Dieter Behring: Die Bundesanwaltschaft habe es versäumt, die weiteren Beschuldigten anzuklagen, und sich stattdessen nur auf Dieter Behring konzentriert. Dieser würde so zum «Sündenbock» gemacht.
Seit Montag läuft am Bundesstrafgericht in Bellinzona der Prozess gegen den Basler Financier Dieter Behring. Ihm wird vorgeworfen, in den Jahren 1998-2004 rund 800 Millionen Franken in betrügerischer Absicht veruntreut zu haben. Seine Software sei Dieter Behring beteuert auf seiner Homepage, er habe ein «reines Gewissen» und beschuldigt seine Geschäftspartner: Jene hätten aus Gier Kundengelder veruntreut. Mit dem umstrittenen Financier beschäftigte sich auch der frühere Basler Strafverteidiger Peter Zihlmann. 2005 erschien sein Buch: Der Börsenguru; Aufstieg und Fall von Dieter Behring (Orell Füssli-Verlag).
Mithelfer kommen davon
«Dass Dieter Behring alleine vor Gericht steht, ist eine Ungerechtigkeit für sich», sagt Peter Zihlmann zu Telebasel, «weil er in seinem Behring-System gearbeitet hat, und dort kann einer alleine nie ein derartiges Tohuwabohu veranstalten. Es braucht Mithelfer; und die hat er hier gehabt.» Nebst Behring hätte die Bundesanwaltschaft auch einige der neun weiteren Beschuldigten anklagen sollen, so Zihlmann. Auf dieser Argumentation fusst auch die aktuelle Strategie von Behrings Privatverteidiger Bruno Steiner. Er vermutet gar, dass sich die Bundesanwaltschaft mit den anderen Beschuldigten abgesprochen habe. «Von dieser Hypothese halte ich nichts», entgegnet Peter Zihlmann.
Verurteilung wahrscheinlich
Zwar versteht Zihlmann, dass die Bundesanwaltschaft die Anklage reduzieren musste, aber: «Von der arbeitsmässigen Effizienz her ist es verständlich, aber in einem Strafverfahren, das auch ein Gerechtigkeitsverfahren sein sollte, dürfen solche Überlegungen keinen Platz haben.» Zihlmann findet es ungerecht, wenn sich das Gericht allein auf Behring fokussiert. «Wobei Fokussierung noch ein blöder und harmloser Begriff ist für diese Sündenbock-Strategie, wenn man das ganze System auf eine Person abwälzt.» Zihlmann rechnet mit einer Verurteilung Dieter Behrings. Alleine die fast 12-jährige Untersuchungszeit spreche für eine Verurteilung. Zudem sei Behring in den Medien schon vorverurteilt worden. «Es ist schwer vorstellbar, dass er unbescholten davonkommt.» Selbst wenn es für einen Freispruch reichen sollte, so Zihlmann, sei es ausgeschlossen, dass dessen Leben nicht gebrochen sei.