Romanfigur

protagonistDer Autor als Protagonist im Finanzkrimi „Die Geldmacher“ von Roberto Di Pasquale

Skandalgeschichten
Die Geldmacher

graumarktinfo.de

Rachefantasien geschädigter Anleger und schleppende Ermittlungen in Wirklichkeit

Von Peter Zihlmann:

„In einem „Fiktions-Krimi“ zum Finanzskandal Dieter Behring den Rechtsanwalt zu spielen, der Hand bietet, den Finanzhai der Justiz zuzuführen ist etwas anderes als ein Sachbuch über den real existierenden Dieter Behring zu schreiben. Ich habe seit dem Erscheinen des Buches „Die Geldmacher“ von Roberto Di Pasquale beides erreicht.

Wenn ich als Autor des Bestsellers „Der Börsenguru, Aufstieg und Fall des Dieter Behring“ nun drei Jahre später im Krimi zum Staranwalt zurückmutiert und sogar zum maître angélique seiner von Dieter Behring im Roman ermordeten Rechtskonsulentin hochstilisiert werde, so hat das mit der Wirklichkeit nichts, mit den kollektiven Rachephantasien der geschädigten Anleger hingegen sehr viel zu tun. Das wird deutlich wenn der Ich-Erzähler Paul Goldmann den Dieter Behring auf Seite 327 mit einem Elektrokabel fast erdrosselt „und froh sein konnte, ihn nicht umgebracht zu haben.“

In meinem Sachbuch „Der Börsenguru“ habe ich derartige Rachephantasien gegenüber Dieter Behring, die mir Investoren gestanden haben, dokumentiert. Ins gleiche Kapitel gehört der Schluss, wo ich als Staranwalt den Dank des Erzählers abwehre und alle auf „Behrings Urlaub in der Untersuchungshaft“ anstossen. Die Romanfigur Dieter Behring ist rabenschwarz, er ist nicht nur Betrüger und Mörder, er legt auch falsche Spuren, um seinen Mord an seiner Rechtskonsulentin zu vertuschen und einen seiner Mitarbeiter, den Ich-Erzähler, anzuschwärzen. Da könnte der Leser denken, vielleicht ist der real existierende Dieter Behring nur darum kein Mörder, weil er in seinem Betrieb ohne eigene Juristin auskam.

Ich für meinen Teil kann heilfroh sein, wenigstens im Roman durch einen der grössten Wirtschaftsskandale zu einem der gefürchtesten Wirtschaftsanwälte der Schweiz- vom Saulus zum Paulus aufzusteigen. Im wirklichen Leben bin ich vom Wirtschaftsanwalt zum Strafverteidiger abgestiegen, um am Schluss meiner Karriere für eine Stiftung unentgeltlich Menschen in Not rechtlich in Schutz zu nehmen. Schliesslich bin ich ganz unten als Buchautor* angekommen.

Da Dieter Behring mein Werk über seine Vita und Causa im Fernsehen als „Märchenbuch“ abqualifiziert hat, ist damit zu rechnen, dass er den Krimi von Di Pasquale als schlecht recherchiertes Fachbuch disqualifizieren könnte. Ich hoffe nur, dass Di Pasquale mit Behrings Verdikt, wie immer es ausfallen mag, gleich gut leben kann wie ich mit dessen Urteil über mein Buch. Nachdem „Der Börsenguru“ von der Leserschaft und den Medien begeistert aufgenommen worden ist, genügt mir das.

Einzig erstaunt es mich, dass mein Buch nach drei Jahren immer noch topaktuell und noch immer gelesen wird – wahrscheinlich einfach deshalb, weil die Bundesanwaltschaft trotz vier Jahren Ermittlungen kaum vorwärts gekommen ist. Noch immer läuft erst die polizeiliche Voruntersuchung. Einige wenige Millionen der verschwundenen Milliarde Franken konnten sichergestellt werden. Der eidgenössische Untersuchungsrichter, der den Fall schon lange hätte übernehmen sollen, wird ihn aber gar nie mehr zu Gesicht bekommen – sein Amt wird nach der bereits verabschiedeten neuen Strafprozessordnung der Schweiz nämlich abgeschafft. Die Bundesanwaltschaft hat seit über einem Jahr keine einzige Einvernahme mehr durchgeführt, den Fall gibt sie trotzdem nicht ab. Sie wartet lieber untätig auf die Abschaffung des Amtes des Untersuchungsrichters. Aber die neue Strafprozessordung wird wahrscheinlich erst im Jahr 2011 in Kraft treten.“

* Zum Beispiel: Der Fall Plumey, Dr.med. Guido Zäch, Wohltäter oder Täter?, Basel-Pristina oder Die Blutrache in der Schweiz. Weitere Angaben über Leben und Werk unter Wikipedia.

<<< zurück